Kurze Gedanken einer leidenschaftlichen Leserin zu John von Düffel und Norbert Scheuer

Weil Hannah, die Heldin aus "Der brennende See", wie so viele Frauen mittleren Alters, zwischen allen Stühlen sitzt: Kenne ich mich selbst? Was mache ich hier eigentlich? Weil Julia, die zweite Heldin in seinem neuen Roman, die Generation junger, starker Frauen repräsentiert, die das Heft in die Hand nehmen könnten. Weil John von Düffel nicht nur klug und zugewandt, sondern durchaus auch humorvoll schreiben kann. Weil dieser Text thematisch so gut in unsere Zeit paßt, nicht weil er will, sondern weil er wichtig ist. Wenn Sie ihn noch nicht oder nur unzureichend kennen sollten, schnell nachholen, es lohnt sich! Das verspreche ich!

Warum es so schade ist, daß Norbert Scheuer nicht hier sein konnte:

Manchmal, nur ganz selten, entdeckt die Leserin einen Schriftsteller, den noch niemand kennt, den auch niemand liest. Seine ersten zwei Romane spielen tief in der Eifel, in Kall. Sind das Heimatromane", "Regionalliteratur", begrenzt auf einen kleinen Leserkreis? Mitnichten! Das sind schon damals kleine Meisterwerke, sehr reduziert, sprachlich fast schon unterkühlt, gesprochen mit Steinen im Mund. Danach öffnet sich der Horizont der Werke, die Thematik wird weltläufiger, der Autor häutet sich. Er bleibt ein Meister, sein Mikrokosmos Eifel wird zur Parabel, seine teilweise skurrilen Figuren bekommen humorvollere Züge. Mit jedem neuen Buch schreibt sich der Autor freier. Seine Bücher erhalten zarte Illustrationen, seine Gedichte werden in einem wundervollen Bildband verlegt. Die "Winterbienen" aus denen er uns gelesen hätte, bekommen endlich die Anerkennung, Preise und Besprechungen, die Norbert Scheuer längst verdient hat. Und bevor die Lobeshymne vollends peinlich wird, lege ich Ihnen dringend ans Herz, diesen Schriftsteller komplett zu lesen. Sie haben eine wunderbare Zeit vor sich!